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Magnesium und Schlaganfall: Wie wichtig ist der Mineralstoff für die kognitive Erholung?

22. Juli 2025

Magnesium gilt als lebenswichtiger Mineralstoff – für Muskeln, Nerven, Herz und Gehirn. Doch welche Rolle spielt der Magnesiumhaushalt nach einem Schlaganfall? Eine aktuelle Pilotstudie der BDH-Klinik Hessisch Oldendorf untersucht, ob ein Magnesiummangel die kognitive Rehabilitation beeinträchtigt.

Magnesium ist als sogenannter Kofaktor zahlreicher Enzyme unverzichtbar – unter anderem für die Muskel- und Nervenfunktion, den Herzrhythmus, den Knochenstoffwechsel und das Immunsystem. Ein Magnesiummangel kann das Nervensystem dementsprechend maßgeblich beeinträchtigen. Ein akuter Mangel kann zu einer metabolischen Enzephalopathie – einer Funktionsstörung des Gehirns – und einer Veränderung der neuromuskulären Erregbarkeit (Nervosität) führen. Chronisch niedrige Magnesiumspiegel führen oft zu Krämpfen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene je nach Altersgruppe eine tägliche Aufnahme von 300-400 mg Magnesium. Es kommt insbesondere in pflanzlichen und unverarbeiteten Lebensmitteln vor, wie Kürbis- und Sonnenblumenkernen, Haferflocken und Spinat.

Besteht ein Zusammenhang zwischen Magnesiummangel und Schlaganfall?

Mehrere Studien zeigen, dass höhere Magnesiumspiegel im Blut mit einem geringeren Risiko für Schlaganfälle verbunden sind. Interessant ist dabei auch die Unterscheidung nach Schlaganfalltypen:

  • Ischämischer Schlaganfall (durch ein verstopftes Blutgefäß): Betroffene weisen tendenziell höhere Magnesiumwerte auf.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall (durch eine Blutung): Hier sind die Magnesiumwerte meist niedriger.

Eine Studie deutet zudem darauf hin, dass niedrige Magnesiumspiegel kurz nach dem Schlaganfall (innerhalb von 48 Stunden) mit stärkeren neurologischen Ausfällen und einer höheren Krankenhaussterblichkeit in Verbindung stehen.

Kognitive Fähigkeiten nach Schlaganfall

Im Zusammenhang mit einem Magnesiummangel werden oftmals auch kognitive Beeinträchtigungen (Gedächtnisdefizite, Wortfindungsstörungen, eingeschränktes Orientierungs- und Wahrnehmungsvermögen) beobachtet, wie es bspw. bei Demenzpatientinnen und -patienten der Fall ist. Auch bei Schlaganfallpatientinnen und -patienten sind kognitive Beeinträchtigungen häufig, sodass eine Verbindung zu niedrigen Magnesiumkonzentrationen möglich sein könnte.

Eine Studie zeigte beispielsweise, dass Patientinnen und Patienten mit ischämischem Schlaganfall und niedrigem Magnesiumspiegel einen Monat nach dem Ereignis häufiger Denk- oder Gedächtnisproblemen aufwiesen.

Ob ein vorbestehender Magnesiummangel kognitive Defizite nach einem Schlaganfall begünstigt oder diese ausschließlich durch das Schlaganfallereignis verursacht werden, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Studien, die den Zusammenhang zwischen der Magnesiumkonzentration, der Schlaganfallschwere und den kognitiven Fähigkeiten im Behandlungsverlauf untersucht haben, liegen derzeit nicht vor.

Pilotstudie der BDH-Klinik Hessisch Oldendorf

Um diesen Zusammenhang näher zu untersuchen, führt die BDH-Klinik Hessisch Oldendorf aktuell eine Pilotstudie durch. Ziel ist es, den Einfluss des Magnesiumspiegels auf die kognitive Entwicklung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten während der Rehabilitation zu untersuchen.

Der Fokus der Studie liegt auf Schlaganfallpatientinnen und -patienten (ischämisch/hämorrhagisch) beiden Geschlechts im Alter von ≥ 18 Jahren. Patienteninnen und Patienten mit einer vorbekannten Demenz oder einer vorbekannten, kognitiven Beeinträchtigung werden nicht in die Studie eingeschlossen. Bei Aufnahme in die BDH-Klinik werden der Schweregrad des Schlaganfalls und der Magnesiumwert der Patientinnen und Patienten notiert.

Bisher wurden 65 Schlaganfallpatientinnen und -patienten im Alter zwischen 32 und 97 Jahren untersucht. Da eine Untersuchung der kognitiven Fähigkeiten bei einem schwerwiegenden Schlaganfall nicht möglich ist, wurden ausschließlich Patientinnen und Patienten mit einem leichten oder moderaten Schlaganfall untersucht.

Innerhalb der ersten Aufenthaltswoche findet eine Erhebung der kognitiven Fähigkeiten statt. Dazu wird zum einen der Mini Mental Status Test (ein klassischer etablierter Demenz-Test) sowie das Kölner Neuropsychologische Screening für Schlaganfallpatientinnen und -patienten (KöpSS) angewendet. Im KöpSS werden durch spezielle Aufgaben (Abbildung 1) verschiedene Bereiche der Kognition untersucht. Hierzu zählen bspw. das Gedächtnis, Praxie (zielgerichtetes, zweckmäßiges Handeln, basierend auf Bewegungsplanung mit zeitlicher und räumlicher Koordinierung von Bewegungsabläufen), visuell-räumliche Leistungen und die Aufmerksamkeit.

Eine Therapeutin führt mit einem Patienten das Kölner Neuropsychologische Screening für Schlaganfallpatientinnen und -patienten (KöpSS) durch

Abbildung 1: Der KöpSS beinhaltet insgesamt 18 verschiedene Aufgaben. Hier ist exemplarisch eine Aufgabe zum Sprachverständnis dargestellt bei dem nach Aufforderung bestimmte geometrische Formen (z. B. auch mehrere in der richtigen Reihenfolge) gezeigt werden sollen.

Der KöpSS wird je nach Rehabilitationsverlauf wiederholt – nach vier Wochen, nach drei Monaten sowie vor der Entlassung. Bei Patientinnen und Patienten, die im Rehabilitationsverlauf eine MRT-Untersuchung erhalten, wird eine zusätzliche Sequenz zur Erhebung der Aufmerksamkeitsnetzwerke durchgeführt.

Erste Ergebnisse: Auffälligkeiten bei Aufmerksamkeit

Die ersten Auswertungen zeigen:

  • Eine höhere Schlaganfallschwere als auch ein Magnesiummangel stehen mit stärkeren kognitiven Beeinträchtigungen (KöpSS) in Verbindung.
  • Besonders auffällig ist dabei der Bereich Aufmerksamkeit – dieser scheint bei Magnesiummangel besonders betroffen zu sein.
  • Unabhängig vom Magnesiumwert zeigen sich im Rehabilitationsverlauf deutliche Verbesserungen in mehreren kognitiven Bereichen – etwa Sprache, Praxie, visuell-räumliche Leistung und Gedächtnis.
  • Ein direkter Zusammenhang zwischen dem anfänglichen Magnesiumstatus und der Verbesserung in den Einzelbereichen der Kognition konnte bislang nicht festgestellt werden.

Ausblick

Da die Studie noch nicht abgeschlossen ist, lassen sich bislang keine abschließenden Schlussfolgerungen ziehen. Sobald alle Daten vorliegen, sollen zusätzlich erhobene funktionelle MRT-Daten analysiert werden, um potenzielle Zusammenhänge zwischen Schlaganfallschwere, kognitiven Einschränkungen (KöpSS) und dem neuronalen Aufmerksamkeitsnetzwerk zu identifizieren.

Bis dahin lässt sich festhalten: Ein Magnesiummangel steht möglicherweise in Zusammenhang mit stärkeren kognitiven Beeinträchtigungen (KöpSS) sowie einer höheren Schlaganfallschwere. Eine schlechtere Erholung der Kognition bei einem Magnesiummangel zeigt sich derzeit aber nicht.