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Neurorehabilitation als Team denken!

26. April 2024

Wissenschaftliches Symposium und Parlamentarischer Abend des BDH in Berlin ein voller Erfolg.

Prof. Dr. Thomas Platz , BDH-Forschungsdirektor und Moderator der Veranstaltung, zum Continuum of Care in der Neurorehabilitation.

Berlin. „Die gute deutsche Autobahn der neurologischen Akutversorgung mündet aktuell in einen Feldweg der ambulanten Nachsorge.“ So pointiert wurde auf dem wissenschaftlichen Symposium des BDH Bundesverband Rehabilitation am Dienstag der Optimierungsbedarf der neurorehabilitativen Gesundheitsversorgung diskutiert. Die Expertinnen und Experten tauschten sich mit den rund 120 Gästen aus Fachkliniken, Medizin, Kostenträgern, Verbänden und Politik über konkrete Lösungsmöglichkeiten aus. Auf dem anschließenden parlamentarischen Abend forderte der BDH als Sozialverband und Klinikträger ein System, das deutlich mehr auf Zusammenarbeit ausgelegt ist, um dem Bruch in der Versorgungskette der Neurorehabilitation von der stationären zur ambulanten Versorgung entgegenzuwirken.

Hirngesundheit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Insbesondere neurologische Erkrankungen nehmen aufgrund des demographischen Wandels und auch als Folge der Corona-Pandemie zu und sind damit führende Ursachen für Alltagsbehinderungen. Laut einer neuen Studie haben neurologische Erkrankungen kürzlich sogar die Herz- und Kreislauferkrankungen an der Spitze der weltweit verbreitetsten Gesundheitsprobleme abgelöst. Aber die Gesundheitsversorgung neurologischer Patient*innen ist weit schlechter als sie sein könnte! Darüber sind sich die Teilnehmenden des wissenschaftlichen Symposiums und des parlamentarischen Abends des BDH Bundesverband Rehabilitation am 23. April 2024 in Berlin einig.

Langzeitfolgen nach Intensivaufenthalt

Immer mehr Menschen überleben heute eine Intensivbehandlung. Nach der Behandlung bleiben allerdings häufig Schädigungen zurück, sodass Patient*innen von einem niedrigen Niveau ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität berichten. Obwohl die Neurorehabilitation in Deutschland sehr gut aufgestellt ist, sind Betroffene oft auch Jahre später noch auf Hilfe angewiesen und haben zusätzlich mit emotionalen Belastungen zu kämpfen. Wo in der Versorgungskette besteht demnach Verbesserungsbedarf?

Die möglichen Langzeitfolgen nach einem intensivstationären Aufenthalt, zusammengefasst unter dem Begriff Post-Intensive-Care-Syndrom (PICS), werden noch nicht genug beachtet, so Prof. Dr. Thomas Platz, Ärztlicher Direktor Forschung des BDH. Nach der Entlassung der Patient*innen aus der Klinik bricht die Versorgung oft regelrecht ab, da die Kliniken keinen Kontakt mehr zu ihren ehemaligen Patient*innen haben und viele Angebote zur Nachsorge nicht ankommen. An der Schnittstelle von der stationären zur ambulanten Rehabilitation muss dringend angesetzt werden, sind sich die neun Fachreferierenden des Symposiums einig.

Versorgungsbruch in der Kette der Neurorehabilitation

Prof. Dr. med. Klaus Jahn, Neurologische Klinik und Dt. Schwindel- und Gleichgewichtszentrum (DSGZ), LMU München, berichtet, dass Betroffene insbesondere Autonomie und Kognition als entscheidend für ihre Lebensqualität erachten.
Die Ambulanz sei allerdings nicht eingestellt auf eine Entwöhnung und Nachsorge, die darauf abzielen, gesundheitsbezogene Lebensqualität zu erhöhen und Teilhabe am Leben zu ermöglichen. Um qualifiziert ambulant weiterbetreuen zu können, muss das Wissen aus der stationären Neurorehabilitation auch an die Ambulanz weitergegeben werden. Dafür müssten aber zunächst grundlegende Strukturen für eine Zusammenarbeit geschaffen werden.

Lösungsansätze

Diskussionsrunde Symposium

Diskussionsrunde beim wissenschaftlichen Symposium. v.l.n.r.: Prof. Dr. med. Klaus Jahn, Dipl.-Psych. Daniela Sewöster, Prof. Dr. med. Dr. phil. Arseny Sokolov, Prof. Dr. Thomas Platz, Tina Marie-Theres Laborn, Stephanie Reichl M.Sc., Prof. Dr. med. Andreas Bender, Dr. Michael Brinkmeier.

Etwa 2.5 Millionen Menschen werden jährlich in der außerklinischen Intensivpflege behandelt, die geschätzten Kosten für diese Gesundheitspflege liegen bei 4 Milliarden Euro. Unter diesen Gesichtspunkten stellte Stephanie Reichl M.Sc., Universitätsmedizin Greifswald, gemeinsam mit Prof. Dr. med. Andreas Bender, Therapiezentrum Burgau und LMU München, das Innovationsfondsprojekt OptiNIV vor, das versucht, an der Schnittstelle zwischen stationärer und außerklinischer Intensivpflege durch gezielte Vor-Ort-Interventionen und Betreuung innerhalb eines Jahres neurologische Patient*innen von der Intensivpflichtigkeit zu entwöhnen. Nachsorge und Follow-Ups für ehemalige stationäre Patient*innen sind auch für Dr. med. Karin Steinecke, Universitätsmedizin Berlin, unabdingbar. In der PICS-Ambulanz der Charité Berlin arbeitet sie in enger Abstimmung mit dem jeweiligen Hausarzt/ der jeweiligen Hausärztin. Ein weiterer Ansatz, die ambulante Weiterbetreuung zu integrieren, sind die von Dr. Michael Brinkmeier, Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, vorgestellten Schlaganfall- bzw. Patientenlotsen, die Betroffene durch umfassendes Informationsmanagement bei der bedarfsgerechten Versorgung unterstützen.
Klar ist für alle Beteiligten, dass eine interdisziplinäre, multiprofessionelle Vernetzung von der Intensivstation über die Rehabilitation bis hin zur Nachsorge dringend benötigt wird. Die Schweiz geht mit gutem Beispiel voran, aktuell erarbeiten 27 Projektpartner über 8 Kantone verteilt ein innovatives Modell einer evidenz-basierten, technologie-assistierten und standardisierten Neurorehabilitation entlang eines Versorgungskontinuums von der Akutphase bis hin zum häuslichen Umfeld, berichtete Prof. Dr. med. Dr. phil. Arseny Sokolov, Universitätsklinik für Neuropsychologie und Neurorehabilitation Lausanne.

Krankenhausreform gefährdet Neurorehabilitation

Diskussionsrunde Parl. Abend

Diskussionsrunde beim parlamentarischen Abend. v.l.n.r.: Ilse Müller, BDH-Bundesvorsitzende, Olaf Schlenkert, BDH Kreisverband Hannover, Siegfried Buser, BDH Bundesvorstand, Prof. Dr. Thomas Platz, BDH-Forschungsdirektor, Prof. Dr. Jens Rollnik, Ärztlicher Direktor BDH-Klinik Hessisch Oldendorf.

Eine Chance, die Versorgungssicherheit in der Neuroreha bei aktuell ansteigenden Bedarfen erreichen zu können, stellt die robotikgestützte Intensivtherapie dar, wie sie die Ergotherapiepraxis Laborn oder die BDH-Therapiezentren anbieten. Diese führt, wie auch Olaf Schlenkert vom BDH-Kreisverband Hannover als Schlaganfallbetroffener am parlamentarischen Abend berichtete, nachgewiesenermaßen zu substantiellen Verbesserungen. 

Gleichzeitig wies Prof. Dr. Jens Rollnik, Ärztlicher Direktor BDH-Klinik Hessisch Oldendorf, darauf hin, dass bürokratische Barrieren den Zugang zur und die Erbringung von Rehabilitation immer noch massiv behindern. Aktuell gefährdet auch insbesondere die geplante Krankenhausreform die neurologische Rehabilitation, da sie bestimmten Leistungsgruppen, wie bspw. der neurologischen Frührehabilitation, Mindestvoraussetzungen zuordnet. Diese sehen zum Beispiel für die akute Schlaganfallversorgung vor, dass am Standort des Krankenhauses, das diese Leistung erbringt, auch eine allgemeine internistische Fachabteilung bestehen muss. Viele neurologische Fachkliniken können eine solche allgemeine Versorgung allerdings nicht anbieten. Im Ergebnis sind deshalb nicht weniger als 40 % aller neurologischen Facheinrichtungen gefährdet!

Am Ende des ersten wissenschaftlichen Symposiums und des zweiten parlamentarischen Abends des BDH waren wichtige gesundheitspolitische Impulse und medizinische Bedarfe ausgetauscht. Die Verantwortung der Beteiligten liegt im Erkennen von Risiken und einer Verbesserung der teambasierten Zusammenarbeit, resümiert Prof. Dr. Thomas Platz. Für eine echte interdisziplinäre Kommunikation und sektorenübergreifende Versorgungspfade muss noch viel Forschung geleistet werden, damit die ermutigenden Ergebnisse der Forschung auch in den Kliniken ankommen.

Für Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an Dr. Thomas Urbach, thomas.urbach@bdh-reha.de. Wir vermitteln Ihnen auch den Kontakt zu allen Referent*innen sowie Vertreter*innen des Verbandes und beantworten Ihnen gerne Ihre Fragen.

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Prof. Dr. Jens Rollnik
Olaf Schlenkert
Prof. Dr. Thomas Platz
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