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BDH legt Rehakonzept für Neuro-COVID vor

02. August 2021

COVID-19 ist komplex und hat viele Gesichter, vor allem im Langzeitverlauf, auch Post-/Long-COVID* genannt: Die Viruserkrankung kann sich körperlich, emotional, aber auch kognitiv auswirken. Auffällig sind viele neurologische Symptome (Neuro-COVID*). So individuell sich das Geschehen zeigt, so individuell ist auch das neue medizinische Behandlungskonzept der Reha-Kliniken des BDH-Bundesverbandes Rehabilitation, um Patientinnen und Patienten die Rückkehr in ihren Alltag und in ihren Beruf zu erleichtern.

Physiotherapie

Wer COVID-19 überstanden hat, muss häufiger noch einen langen Weg zurück ins eigene Leben meistern. Denn viele Patientinnen und Patienten kämpfen weit über die Zeit der eigentlichen Viruserkrankung hinaus mit deren Folgen. Das wirkt sich auf ihre Gesundheit, Lebensqualität und Teilhabe aus. 

Manche müssen im Anschluss an lange Intensivbehandlungen in einer Frührehabilitation von einer Beatmung entwöhnt werden. Eine der besonders ernsten Komplikationen einer intensivmedizinischen Behandlung der COVID-19-Erkrankung ist das „Post-Intensive-Care“-Syndrom (PICS). Das Syndrom kennzeichnen Lähmungen, kognitive und emotionale Störungen. Aber auch Schlaganfälle, epileptische Anfälle, Entzündungen und Schädigungen des Gehirns und andere seltene neurologische Syndrome können im Zusammenhang mit den schweren Verläufen von COVID-19 auftreten.

Der Neurologe Prof. Thomas Platz, Ärztlicher Direktor Forschung und Leiter des Instituts für Neurorehabilitation und Evidenzbasierung, An-Institut der Universität Greifswald, BDH-Klinik Greifswald gGmbH, erläutert: „Wenn neurologische Folgen im Erkrankungsverlauf auftreten, sind die spezialisierte neurologische Kliniken der Frührehabilitation und Rehabilitation des BDH auf diese Patientinnen und Patienten gut vorbereitet, sobald sie aus der primären Akutbehandlung entlassen werden können.“ 

Exzellente Diagnosemöglichkeiten, Reha-Konzepte auf aktuellstem medizinisch-wissenschaftlichen Stand und die Zusammenarbeit eines erfahrenen multiprofessionellen Teams sind die Voraussetzung, um die neuen Herausforderungen von Post- und Long-COVID bestehen zu können.

„Wir müssen in einem rasanten Tempo mit dem neuartigen Virus mitlernen und nehmen unsere Verantwortung für eine hochwertige Rehabilitation auch bei Neuro-COVID sehr ernst. Dafür wird die neue Versorgungsform der Long-/Post-COVID (Früh-)Rehabilitation an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet.“ so der Neurologe Professor Platz.

Auf der ganzen Linie erschöpft – Der Corona-Patient

Nicht nur Patientinnen und Patienten mit schweren und kritischen COVID19-Verläufen, sondern auch diejenigen, die zunächst weniger betroffen waren, können im Verlauf erhebliche neurologische Störungen entwickeln. Manchmal fallen sie erst viele Wochen bis Monate nach der primären Erkrankung auf und schränken dann das Arbeits- und gesellschaftliche Leben betroffener Menschen relevant ein.

Das Syndrom „Fatigue“ wird von Post-COVID-19-Betroffenen dabei am häufigsten beklagt. Bezeichnet wird damit eine umfassende subjektiv empfundene Erschöpfung auf somatischer, kognitiver und/oder psychischer Ebene. 

Daneben zählen auch Kopfschmerzen, Aufmerksamkeitsdefizite, Haarausfall und Atemnot zu den häufigsten Symptomen, wie ein systematischer Review unlängst aufzeigte. Viele Betroffene haben mit mehr als einem Symptom zu kämpfen, vor allem Menschen im höheren Alter und diejenigen, deren Krankheitsverlauf schwerwiegender war. 

Eine Covid-Erkrankung erfasst das gesamte Organsystem, sie kann u.a. Lunge, das Nervensystem, die Muskulatur und das Herz schädigen. Im Kampf gegen das Virus sorgt der Körper für eine enorme Immunsystemaktivierung, die auch nach der Akuterkrankung oft nicht zur Ruhe kommt und entzündliche Prozesse aufrechterhält. Außerdem sind die psychischen Auswirkungen bei einer (potenziell) lebensbedrohlichen Erkrankung für den Gesundungsprozess nicht zu unterschätzen. 

Nach Einschätzung von Siegfried Buser, Mitglied des BDH-Bundesvorstandes und Oberarzt an der BDH-Klinik Elzach besteht auch bei vielen jüngeren Patienten erheblicher Rehabilitationsbedarf:
„Wir haben hier in Elzach über 150 Post-Covid-Patienten behandelt. Das ist eine schwere Erkrankung, die auch jüngeren Patienten, die völlig fit waren, ordentlich zu schaffen macht. Ich komme gerade von einem Kollegen, knapp 60, normalgewichtig, der in 20 Jahren keinen einzigen Tag krank war und regelmäßig Sport getrieben hat. Der kommt jetzt keine Treppe mehr am Stück hoch, sondern muss sich auf jedem Absatz ausruhen. Die Belastbarkeit ist einfach weg, die Menschen kommen einfach nicht mehr auf die Beine. Das kann ein Leben zutiefst erschüttern.“

Gut für NeuroCOVID-Reha gerüstet sein

Der BDH als bundesweiter Interessensverband für Menschen mit neurologischen Beeinträchtigungen und Träger von neurologischen (Früh-) Rehabilitationseinrichtungen nimmt seit Beginn der Pandemie seinen gesellschaftlichen Auftrag wahr. Er hat bereits zahlreiche COVID-19-Betroffene mit neurologischen Manifestationen rehabilitativ unterstützt und sozialrechtlich beraten. Mittlerweile wird eine Long-Covid-Erkrankung auch von den Berufsgenossenschaften als Berufskrankheit anerkannt. Dazu müssen wir viele praktische Detailfragen klären, vor allem bei wem und wie genau sich Betroffene infiziert haben. Aktuelle Erkenntnisse der Medizin selbst in Bezug auf das Virusverhalten, seine Ansteckungswege und seine Verläufe, sind deshalb enorm wichtig. 

Gero Skowronek, Bundesgeschäftsführer des BDH Bundesverband Rehabilitation e.V., kündigt nun einen weiteren Schritt an: „Wir etablieren in den Kliniken des BDH eine spezialisierte Versorgung, die aktuelle relevante Forschungsergebnisse und medizinische Leitlinien konsequent im Sinne betroffener Menschen und ihrer Angehörigen umsetzt. Eine qualitativ hochwertige und multiprofessionelle Frührehabilitation ist unerlässlich, um nach so einer komplexen Erkrankung wieder ins Leben finden zu können.“

Lexikon

*Neuro-COVID
COVID-19 mit neurologischen Manifestationen
*Long-COVID bzw. Post-COVID
Werden im Rahmen einer COVID-19 klinisch relevante Symptome oder Funktionsstörungen (Schädigungen/Impairment) jenseits der ersten 4 Wochen nach Erkrankungsbeginn festgestellt, wird von „Long-COVID“ gesprochen, ab 12 Wochen nach Behandlungsbeginn von „Post-COVID“ (NICE, 2020). „PostCOVID“ ist somit eine Unterform von „Long-COVID“.

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